Lehrveranstaltung SS2011

Prof. Dr. Sieglinde Hartmann

Vorlesung: Sommersemester 2011

 

Die Entdeckung der Liebe

im Mittelalter

 

 

Deutsche Liebeslyrik

vom Minnesang bis zu

Oswald von Wolkenstein

 

Raum: Phil 1-Geb. Hörsaal 5   Zeit: montags 16.00-18.00 Uhr

Beginn: 9. Mai 2011

 

VORLESUNGSPLAN

 

1) 9. Mai 2011 - Die Entdeckung der Liebe im Mittelalter: Deutsche Liebeslyrik vom Minnesang bis zu Oswald von Wolkenstein - Überblick

 

2) 16. Mai 2011 - Der Begriff ‘Mittelalter’ heute, die mittelalterliche Überlieferung und die wissenschaftliche Edition von Minnesangtexten

 

3) 23. Mai 2011 - Die 1. Phase des deutschen Minnesangs (ca. 1150-1170):

der ‘Donauländische Minnesang’ und der Kürenberger

 

4) 30. Mai 2011 - Die 2. Phase des Minnesangs (ca. 1170-1190):

der Einfluss Frankreichs und die Ausbildung der höfischen Minnekonzeption (Heinrich von Veldeke, Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf und Kaiser Heinrich VI.)

 

5) 6. Juni 2011 - Die klassische Phase des deutschen Minnesangs (ca. 1190-1220): 1. Wolfram von Eschenbach

 

6) 20. Juni 2011 - Die klassische Phase des deutschen Minnesangs (ca. 1190-1220): 2. Heinrich von Morungen

 

7) 27. Juni 2011 - Die klassische Phase des deutschen Minnesangs (ca. 1190-1220): 3. Reinmar der Alte und Walther von der Vogelweide

 

8) 4. Juli 2011 - Die Endphase des Minnesangs und ihre Bewahrer (ca. 1290-1330): Johannes Hadlaub und die Manesse in Zürich

 

9) 18. Juli 2011 - Oswald von Wolkenstein (1376/77-1445): Begründer einer modernen Liebeslyrik

 

Textgrundlage:

Minnesang: Mittelhochdeutsche Liebeslieder. Mittelhochdeutsch/ Neuhochdeutsch. Eine Auswahl hrsg. von Dorothea Klein. Stuttgart 2010 (= Reclam UB 18781), € 16,00;

oder

Deutsche Gedichte des Mittelalters. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Ausgewählt, übersetzt und erläutert von Ulrich Müller. In Zusammenarbeit mit Gerlinde Weiss. 2. Auflage Stuttgart: 2009 ( = Reclam UB 8849); € 12,80.

__________________________________________________________________________ Sieglinde Hartmann - Deutsche Klassiker der Weltliteratur: Das ‚Nibelungenlied’

Prof. Dr. Sieglinde Hartmann. WS 2010/2011
Hauptseminar in Übungsraum 10, montags 16.00–19.00, Beginn: 25.10.2010


Mittelalterliche Heldenepik:

Das "Nibelungenlied" auf Basis der Hs. C

S i t z u n g s p l a n

 

 

Gastvortrag (24.01.2011) von Prof. Dr. Horst Brunner (Würzburg) über die mhd. Sangversepik und ihre Melodien,

anschließend

Gastkonzert: Das ‘Nibelungenlied’ in Ausschnitten dargeboten von Dr. Eberhard Kummer (Bassbariton, Schoßharfe), 17:15-19:00

 

1) 25.10.2010: Einführung in Lektüre und Transkription der Hs. C + Erläuterung der Seminararbeit

 

Montag 1. November ist Feiertag: keine Sitzung!

 

2) 8.11.2010 a) Stofftraditionen: Geschichte, Sagenkreise und altnordische Überlieferung; b) der Prolog im Mittelalter und in Hs. C – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; c) Interpretation der Strophen 1-11: epische Neuformung des Nibelungenstoffs und Gliederung der Handschriften in Åventiuren

 

3) 15.11.2010 a) das ‘Falkenlied’ des Kürenbergers (MF I, 6-7) und Kriemhilds Falkentraum in der 1. Åventiure: Liebeskonzeption, Männlichkeitsideal, Strophenform – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Gudruns Traum in der ‘Völsungensaga’ und Kriemhilds Traum im NL (Str. 12-18)

 

4) 22.11.2010 a) die Gestalt Siegfrieds in altnordischer Überlieferung, im ‘Hürnen Seyfried’ und im NL – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Siegfrieds ‘minne’ und 1. Begegnung mit Kriemhild (Str. 279-306) – Einfluss des Minnesangs

 

5) 29.11.2010 a) die Gestalt Brünhilds in altnordischer Überlieferung und im NL – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Gunthers Brautwerbung (Str. 391-477): Formen symbolischer Kommunikation, neuartige Erzählregie und die Funktion des Doppelbetrugs im NL

 

6) 6.12.2010 Brünhild in Worms und ihre 2. Brautnacht (Str. 664-691): Umfunktionierung mythischer Heldenepikmotive

 

7) 13.12.2010 a) Der heldische Affekt des ‘Zorns’ in archaischer Heldenepik und der "nît" in christlich-mittelalterlicher Sündenlehre – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Streit der Königinnen (Str. 823-838 + 845-853): Worin bestehen "zorn" und "nît" der Königinnen im NL, und warum führen diese Motive zur Peripetie der Haupthandlung?

 

8) 20.12.2010 a) Xanten und die Verehrung des Hl. Viktors im Mittelalter – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Ermordung Siegfrieds (Str. 924-925 + 978-1010) – Realismus und Symbolik der Schauplatzschilderung: Christliche Remythisierung eines Vorzeithelden?

 

9) 10.01.2011 a) Rache im Alten Testament und in mittelalterlicher Rechtsgeschichte: Rekonstruktion mittelalterlicher Rechtsnormen– Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Kriemhilds Trauer, Etzels Brautwerbung und Kriemhilds Rache im NL (Str. 1273-1287) – Melker Fragment Str. 1170,4-1172,2 + 1175,1-1176,4 in Hs. B beachten!

 

10) 17.01.2011 a) Hagen in altnordischer Überlieferung und im NL – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Zug zu den Hunnen, Donauüberquerung (Str. 1560-1579): Hagen und die Wandlungen seines Persönlichkeitsbildes in den Hss. B und C

 

11) 24.01.2011 Gastvortrag von Prof. Dr. em. Horst Brunner über die mhd. Sangversepik und ihre Melodien: 16.15-17.00 Uhr; anschließend

Gastkonzert: Das ‘Nibelungenlied’ in Ausschnitten dargeboten von Dr. Eberhard Kummer (Bassbariton, Schoßharfe), 17:15-19:00

 

12) 31.01.2011 a) Kriemhild und die Wandlungen ihres Persönlichkeitsbildes in den Hss. B und C – Thema für Referat bzw. Hausarbeit; b) Kriemhilds Rache und Tod, Lektüre, Übersetzung und Interpretation der Str. 2423-2440 mit Bewertung der unterschiedlichen "nôt"– und "liet"–Fassungen (B und C)

 

13) 07.02.2011 a) Mittelalterliche Rezeptionsgeschichte - Die "Nibelungenklage" und ihre Bewertung von Geschehen und Handlungsträgern – Thema für Referat bzw. Hausarbeit (Ausgabe: Mhd. Text mit Übers. und Kommentar von E. Lienert. Paderborn 2000; b) Lektüre, Übersetzung und Interpretation der Verse 3393-3484 der ‘Klage’)

 

ANMELDUNGEN ZU REFERATEN BITTE PER EMAIL AN:

Sieglinde.Hartmann@germanistik.uni-wuerzburg.de

 

LITERATUR

BITTE AUCH DIE MATERIALIEN ZUR VORLESUNG VOM SOMMERSEMESTER 2010 UNTEN AUF DIESER SEITE BEACHTEN!

 

Textgrundlagen:

Das Nibelungenlied. Nach der Hs. C der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch. Hrsg. und übersetzt von Ursula Schulze. München: dtv 2008,

oder

Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor. Ins Nhd. übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse. Stuttgart: Reclam 2002 u. ö. (mit KOMMENTAR, Literaturverzeichnis und Nachwort!).

 

Musikalische Neuaufführung des Epos:

Nibelungenlied. Complete Recording by Eberhard Kummer on two MP3 CDs. The Chaucer Studio. Brigham Young University. USA 2007.

 

Altnordische Nibelungendichtungen:

Die Götter- und Heldenlieder der Älteren. Übersetzt. kommentiert und hrsg. von Arnulf Krause. Stuttgart: Reclam 2004.

Nordische Nibelungen. Die Sagas von den Völsungen, von Ragnar Lodbrok und Hrolf Kraki. Aus dem Altnordischen übertragen von Paul Hermann. Hrsg. von Ulf Diederichs. Köln 1985.

Die Geschichte Thidreks von Bern (= Thidrekssaga). Übertragen von Fine Erichsen. Jena 1924. Nachdruck München 1996.

 

Internetausgabe der Hs. Cmit Abbildungen sämtlicher Seiten, Transkriptionen + Teilübersetzungen + Links): http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/nib/uebersicht.html

Zum Vergleich: Das Nibelungenlied. Nach der St. Galler Handschrift (= Hs. B) hrsg. und erläutert von Hermann Reichert. Berlin: W. de Gruyter Verlag 2005.

 

Sprachliche Hilfsmittel und Lexika

Matthias LEXER: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878. Nachdruck Stuttgart 1979 (mit Belegstellen).

Matthias LEXER: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Neueste Auflage. Stuttgart: S. Hirzel Verlag.

Hermann PAUL: Mittelhochdeutsche Grammatik. 24. Aufl. Neu bearb. von P. WIEHL und Siegfried GROSSE. Tübingen: M. Niemeyer Verlag 1998.

 

Sekundärliteratur:

Winder McCONNELL (Hrsg.): A Companion to the Nibelungenlied. Columbia 1998.

Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos. Hg. von Joachim Heinzle, Klaus Klein und Ulrike Obhof. Wiesbaden 2003.

Jürgen BREUER (Hrsg.): Ze Lorse bi dem münster. Das Nibelungenlied (Handschrift C). Literarische Innovation und politische Zeitgeschichte. München: Wilhelm Fink Verlag 2006.

Otfrid EHRISMANN: Nibelungenlied. Epoche - Werk - Wirkung. 2. Aufl. München 2002.

Otfrid EHRISMANN: Das Nibelungenlied. München 2005 (= C.H.BECK WISSEN 2372).

Christoph FASBENDER (Hrsg.): Nibelungenlied und Nibelungenklage. Neue Wege der Forschung. Darmstadt 2005.

Volker GALLÉ (Hrsg.) Siegfried. Schmied und Drachentöter. Worms 2005 (= Band 1 der Nibelungenedition).

John GREENFIELD (Hrsg.): Das Nibelungenlied. Actas de Simpósio Internacional 2000. Porto 2001.

Edward HAYMES: Das Nibelungenlied. Geschichte und Interpretation. München 1999 [= UTB 2070].

Joachim HEINZLE: Das Nibelungenlied. Eine Einführung. Frankfurt a.M. 1994 [=Fischer TB 11843].

Joachim HEINZLE: Die Nibelungen. Lied und Sage. Darmstadt 2005.

Werner HOFFMANN: Das Nibelungenlied. 5. Aufl. Stuttgart 1982 [= Slg. Metzler 7].

Victor MILLET: Germanische Heldendichtung im Mittelalter. Eine Einführung. Berlin 2008.

Jan-Dirk MÜLLER: Das Nibelungenlied. Berlin 2002 [= Klassiker-Lektüren 2] –Neueste, überarbeitete Auflage!

Ursula SCHULZE: Das Nibelungenlied. Stuttgart 1997 [= Reclam Literaturstudium 17604].

 

Zur Überlieferung:

Klaus Klein: Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften des Nibelungenliedes; + Lothar Voetz: Die Nibelungenlied-Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts im Überblick; + Joachim Heinzle: Die Handschriften des Nibelungenliedes und die Entwicklung des Textes; alle 3 Beiträge in: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos. Hrsg. von Joachim Heinzle, Klaus Klein und Ulrike Obhof. Wiesbaden 2003.





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Sieglinde Hartmann – Vorlesung Sommersemester 2010:

Die Wiederkehr der Mythen I:

Die Nibelungen und das ‚Nibelungenlied’


 

Erste Seite der ältesten Handschrift C des ‚Nibelungenlieds’; Pergament, ca. 1230; Codex Donaueschingen 63; Badische Landesbibliothek Karlsruhe

Vollständig digitalisiert aufzurufen unter dem link

http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/nib/uebersicht.html

(Mit Einführung und Handschriftenbeschreibung!

 

Edition dieser Fassung von:

Ursula Schulze (Hg.), Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hg. und übersetzt von U. S. (dtv 13693), München 2008 (nach Karlsruhe, Landesbibl., Cod. Donaueschingen 63).

 

Inhalt und Zielsetzung der Vorlesung

Am 31. Juli 2009 sind die drei ältesten Handschriften des Nibelungenlieds in das UNESCO Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen worden. Damit zählt das mittelhochdeutsche Epos zu den ersten mittelalterlichen Dichtungen Europas, welche zum immateriellen Erbe der gesamten Menschheit gehören. Worin liegt das Geheimnis dieser außerordentlichen Faszinationskraft begründet? Wie vergleichbare Heldenepen der Weltliteratur, so hat sich die Wirkung des Nibelungenlieds ebenfalls über Sprachbarrieren und Epochengrenzen hinaus entfaltet. Dabei zeigt die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Nibelungenlieds, dass die Wertschätzung dieses Werks eng mit dem Wiederaufleben von Sagen und Mythen aus heroischer Vorzeit zusammenhängt. Aus heutiger Sicht gilt das 12. Jahrhundert als die erste nachantike Epoche, die durch eine Wiederkehr von Mythen in Literatur und (höfischer) Kultur geprägt ist. In der Vorlesung sollen daher epochenspezifische Fragen nach dem Wiederaufleben der Nibelungenmythen erörtert werden: Worin unterscheidet sich die Stoffgestaltung im Nibelungenlied von den altnordischen Nibelungendichtungen? Wie viel Mythisches bleibt in den Hauptgestalten des mhd. Epos’ noch wirksam? Welche neue Sinngebung suggeriert die Neuordnung von Handlung und Figurenkonstellation? Warum haben spätere, mittelalterliche wie neuzeitliche Bearbeitungen wieder auf die älteren Heldenmuster zurückgegriffen? Was lernen wir daraus für die weitgehend noch unerforschte periodische Wiederkehr von Mythen?

Das sind einige der Fragen, die in der Vorlesung erörtert werden sollen. Gleichzeitig bietet die Vorlesung einen Überblick über die wesentlichen Interpretationsprobleme, wie sie die aktuelle mediävistische Forschung zum Nibelungenlied beherrschen. Die Vorlesung wendet sich an fortgeschrittene Studierende und setzt daher die Kenntnis des Nibelungenlieds voraus.

 

Textgrundlagen:

Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor. Ins Nhd. übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse. Stuttgart: Reclam 2002 u. ö. (mit Literaturverzeichnis und Nachwort!).

 

Ursula Schulze (Hg.), Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hg. und übersetzt von U. S. (dtv 13693), München 2008 (nach Karlsruhe, Landesbibl., Cod. Donaueschingen 63).

 

Musikalische Neuaufführung des Epos: Nibelungenlied. Complete Recording by Eberhard Kummer on two MP3 CDs. The Chaucer Studio. Brigham Young University. USA 2007.

 

Folgende Sammelbände bieten die neueste Sekundärliteratur:

 

Ehrismann, Otfrid: Nibelungenlied. Epoche - Werk - Wirkung. 2. Aufl. München 2002.

Fasbender, Christoph (Hrsg.): Nibelungenlied und Nibelungenklage. Neue Wege der Forschung. Darmstadt 2005.

Gentry, Francis G., McConnell, Winder, Müller, Ulrich and Wunderlich, Werner (Hrsg.): The Nibelungen Tradition. An Encyclopedia. New York and London 2002.

John Greenfield (Hrsg.): Das Nibelungenlied. Actas de Simpósio Internacional 2000. Porto 2001.

Haymes, Edward: Das Nibelungenlied. Geschichte und Interpretation. München 1999 [= UTB 2070].

Heinzle, Joachim, Klein, Klaus and Obhof, Ulrike (Hrsg.): Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos. Wiesbaden 2003.

Heinzle, Joachim: Die Nibelungen. Lied und Sage. Darmstadt 2005.

Jefferis, Sibylle (Hrsg.): The Nibelungenlied: Genesis, Interpretation, Reception (Kalamazoo Papers 1997-2005). Göppingen: Kümmerle 2006.

McConnell, Winder (Hrsg.): A Companion to the Nibelungenlied. Columbia 1998.

Müller, Jan-Dirk: Das Nibelungenlied. Berlin 2002 [= Klassiker-Lektüren 2] – neueste überarb. Auflage!

Schulze, Ursula: Das Nibelungenlied. Stuttgart 1997 (= Reclam Literaturstudium 17604).

 

VORANKÜNDIGUNG FÜR DAS WINTERSEMESTER:

Sieglinde Hartmann                         Hauptseminar WS 2010/2011

Mittelalterliche Heldenepik: Das Nibelungenlied auf Basis der Hs. C

 

 

 

Vorlesungsplan - Mo 15.00-16.30, Hörsaal 2

 

 

1) 26. April 2010 – Einführung: Die Wiederkehr antiker Mythen im 12. Jahrhundert, ihre Quellen, Stoffkreise und das ‚Nibelungenlied’

 

2) 3. Mai 2010 – Das ‚Nibelungenlied’ im Kontext archaischer Heldendichtungen, seine Überlieferung im deutschen Sprachraum und die Verbreitung des Nibelungenstoffs in altnordischer Literatur

 

3) 10. Mai 2010 – Neues Heldenideal und neue Strophenform: Kriemhilds Traum (1. Âventiure nach Hs. C) und das ‚Falkenlied’ des Kürenbergers (MF I, 6-7)

Tischvorlage zur 1. Âventiure

 

4) 17. Mai 2010 – Siegfrieds „minne” und 1. Begegnung mit Kriemhild (Str. 280-307- Hs. C) - Einfluss des Minnesangs und höfische Überformung des Stoffes

Tischvorlage zur 4. Sitzung

 

5) 31. Mai 2010 – Die Brautwerbung um Brünhild auf Island (7. Âventiure) -- neuartige Personencharakterisierung und Kunst dramatischer Handlungsführung

Tischvorlage zur 5. Sitzung

 

6) 7. Juni 2010 – Brünhilds 2. Brautnacht in Worms: Umfunktionierung mythischer Heldenepikmotive + symbolische Kommunikation im ‚Nibelungenlied’

Tischvorlage zur 6. Sitzung

 

7) 14. Juni 2010 – Streit der Königinnen (Str. 834-850) - Peripetie der Haupthandlung?

Tischvorlage zur 7. Sitzung

 

8) 21. Juni 2010 – Ermordung Siegfrieds (Str. 978-998) – Christliche Remythisierung der Gestalt Siegfrieds?

Tischvorlage zur 8. Sitzung

 

9) 28. Juni 2010 – Neue methodische Paradigmen und ihre Funktion für die Deutung des 2. Teils des ‚Nibelungenlieds’

Tischvorlage zur 9. Sitzung

 

10) 5. Juli 2010 – Der Untergang der Nibelungen: die Kontrahenten Hagen und Kriemhild und ihre Remythisierung im ‚Nibelungenlied’ und bei Richard Wagner

Tischvorlage zur 10. Sitzung: Hagen im Nibelungenlied im Link

Tischvorlage zur 10. Sitzung: Kriemhild im Nibelungenlied im Link

 

 

 

 

MATERIALIEN ZUR VORLESUNG

 

 

Zu 1) 26. April 2010 – Einführung: Die Wiederkehr antiker Mythen im 12. Jahrhundert, ihre Quellen, Stoffkreise und das ‚Nibelungenlied’

 

Die bedeutendsten Heldenepen der Weltliteratur, ihre mythischen Stoffe, ihre Verschriftlichung und ihre periodische Wiederkehr

 

1) Gilgamesh-Epos

a) Entstehungszeit der Sagen und Mythen: um 2500 v. Chr.; Titelheros: König Gilgamesh (Lebenszeit: um 2600 oder 2500 v. Chr.) = Begründer der Stadt Uruq, Hauptstadt des altsumerischen Reiches.

b) Verschriftlichung zum Heldenepos von Gilgamesh: circa 1200 v. Christus in einem Großepos in 12 sogenannten ‚Tafeln’ von rund 3000 Versen; Autor unbekannt = rund 1200 Jahre später.

 

2) Homers ‚Ilias’ und ‚Odyssee’ (Fall von Troja)

a) Entstehungszeit der Sagen und Mythen: 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr.

b) Verschriftlichung zum Heldenepos der ‚Ilias’ (= Fall von Troja = Ilion): circa 800 v. Christus in einem Großepos von 24 Büchern mit etwa 15000 Versen (= Hexametern); Autor: Homer, mehr als Name nicht bekannt = rund 500-600 Jahre später.

c) Wiederkehr der trojanischen Mythen im 12. Jahrhundert (in afz. und mhd. Versionen) sowie nochmals 600-800 Jahre später in Literatur, Musikdramen und Filmen der Moderne.

 

3) Die ‚Aeneis’ des Römers Vergil (Gründung Roms)

a) Entstehungszeit der Sagen und Mythen: um 800-700 v. Chr.: Gründung Roms: 753 v. Chr. = ab urbe condita der römischen Zeitrechnung.

b) Verschriftlichung zum Heldenepos der ‚Aeneis’: 29-19 v. Chr. in 12 Gesängen von 9896 Hexametern (unvollendet) = rund 700 Jahre später.

c) Wiederkehr der Mythen von der Gründung Romas im 12. Jahrhundert (in afz. und mhd. Versionen) sowie nochmals 600-800 Jahre später in Literatur, Musikdramen und Filmen der Moderne.

 

4) Das ‚Nibelungenlied’ und die Dietrichepik des Hochmittelalters

a) Entstehungszeit der Sagen und Mythen: Völkerwanderungszeit ca. 400-600 n. Chr.: Untergang der Burgunden: 437 n. Chr.; Untergang des Hunnenreichs und Tod Attilas: 453 n. Chr.; Theoderich der Große (ca. 451-526 = Dietrich von Bern)): Blüte und Ende des Ostgotenreichs in Italien.

b) Verschriftlichung zum Heldenepos des ’Nibelungenlieds’: um 1200 n. Chr. in 38 bzw, 39 Âventiuren von rund 10000 Langversen = rund 600-700 Jahre später.

c) Wiederkehr der Nibelungen-Mythen 600-700 Jahre später in Literatur, Musikdramen und Filmen der Moderne.

 

5) Die mittelalterliche Artusepik

a) Entstehungszeit der Sagen und Mythen: Völkerwanderungszeit ca. 400-600 n. Chr.: Zusammenbruch der Römerherrschaft in Britannien; Artus = legendärer Stammesführer, der das Reich Britannien im 5. oder 6. Jahrhundert wiederhergestellt habe.

b) Verschriftlichung in höfischen Romanen mit König Artus und seinen Rittern von der Tafelrunde in afrz. und mhd. Versionen des 12. und 13. Jahrhunderts = rund 500-600 Jahre später.

c) Wiederkehr der Artusmythen 600-700 Jahre später in Literatur, Musikdramen und Filmen der Moderne.

 

Zu 2) 3. Mai 2010 – Das ‚Nibelungenlied’ im Kontext archaischer Heldendichtungen, seine Überlieferung im deutschen Sprachraum und die Verbreitung des Nibelungenstoffs in altnordischer Literatur

 

The Nordic Nibelungen Tradition and its Main Sources

 

1) Poetic Edda, Iceland, ca. 1250; Ursula Dronke (ed. and trans.) The Poetic Edda. Vol. 1 of Heroic Poems. Oxford 1969; German translation: Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Übersetzt, kommentiert und hrsg. von Arnulf Krause. Stuttgart: Reclam 2004; Kritische Edition mit Übersetzung und Kommentar: Klaus von See, Beatrice La Farge, Wolfgang Gerhold, Eve Picard, Katja Schulz: Kommentar zu den Liedern der Edda. Bd. 5: Heldenlieder (= Frá dauða Sinfiotla, Grípisspá, Reginsmál, Sigrdrífumál). Heidelberg 2006.

 

2) The Prose Edda of Snorri Sturluson (1179-1241); Anthony Faulkes (Ed.): Edda by Snorri Sturluson: Prologue and Gylfaginning (Oxford 1982) and Edda by Snorri Sturluson: Skáldskaparmál, 2 vols. (London 1998); Snorri Sturluso. The Prose Edda. Translated with an Introduction and Notes by Jesse L. Byock. London/New York 2005.

 

3) The Völsungasaga, Norway ca. 1250; R. G. Finch (ed., transl.) The Saga of the Volsungs. London 1965; German translation: Nordische Nibelungen. Die Sagas von den Völsungen, von Ragnar Lodbrok und Hrolf Kraki. Aus dem Altnordischen übertragen von Paul Hermann. Hrsg. von Ulf Diederichs. Köln 1985.

 

4) Thidrekssaga, Norway, ca. 1250; Henrik Bertelsen (ed.): Thidreks Saga af Bern. 2 vols. Copenhagen 1905-1911; German translation: Die Geschichte Thidreks von Bern. Übertragen von Fine Erichsen. Jena 1924. Nachdruck München 1996.

 

Inhaltsunterschiede zwischen deutschem und altnordischen Nibelungenstoff

Hauptgestalten: 3 königliche Familien und Brünhild

In der skandinavischen Nibelungentradition werden die Burgunden stets ‚Niflungen’ genannt = ‚Nibelungen’

 

Das mittelhochdeutsche ‚Nibelungenlied’

1) Der Burgundenhof in Worms am Oberrhein

Königinmutter: Uote, Vater: Dancrat

3 Söhne: Gunther, Gernot, Giselher + Schwester Kriemhild

Höchster Vassal: Hagen (= Högni), Siegfrieds Mörder

 

2) Der Königshof der ‚Niederlande’ in Xanten am Niederrhein

Königinmutter: Sieglinde, Vater: Sigismund

1 Sohn: Siegfried = Kronprinz von Niederland, Herrscher über die Nibelungen, wirbt um Kriemhild und heiratet sie

 

3) Der Hunnenhof in Etzelburg a.d. Donau

König: Etzel (= Attila), heiratet Kriemhild in 2. Ehe, um die êre, das Ansehen seiner Macht zu erhöhen.

 

4) Brünhild = Unbezwingbare jungfräuliche Königin von Îslant mit Isenstein als Hauptburg;

Brautwerber müssen 3 Freierproben bestehen, was nur Sioegfried gelingt (an Gunthers Stelle), daher heiratet Brünhild Gunther

Die altnordische Tradition

1) Der Hof der Niflungen

Königinmutter: Grimhild, Vater: Gjuki

3 Söhne: Högni, Gunnar, Guthorm (= Sigurds Mörder) + Schwester Gudrun

 

2) Der Hof König Sigismunds

Königin: 2 Namen genannt: Sisibe, Hjordis; 1 Name nicht erwähnt

1 Sohn: Jung Sigurd, der Fafnir (= Drachen) Töter, erringt Nibelungenschatz, liebt Brynhild, aber nach einem Vergessenstrank heiratet er Gudrun

 

3) Der Hunnenhof (unterschiedliche Orte in Nordwestdeutschland, u.a. Soest)

König: Atli (= Attila) heiratet in 2. Ehe Gudrun, Sigurds Witwe, um in den Besitz des Niflungenhorts zu gelangen

 

4) Brynhild = Walküre, Tochter von Odin (höchster Gott in anord. Mythologie), in einigen Dichtungen ist sie Atlis Schwester, meist mit Sigurd verlobt, aber sie heiratet Gunnar

 

 

Zu 3) 10. Mai 2010 – Neues Heldenideal und neue Strophenform: Kriemhilds Traum (1.

Âventiure nach Hs. C) und das ‚Falkenlied’ des Kürenbergers (MF I, 6-7)

 

Zu 4) 17. Mai 2010 – Siegfrieds „minne” und 1. Begegnung mit Kriemhild (Str. 280-307- Hs. C) - Einfluss des Minnesangs und höfische Überformung des Stoffes

 

Zu 5) 31. Mai 2010 – Die Brautwerbung um Brünhild auf Island (7. Âventiure) -- neuartige Personencharakterisierung und Kunst dramatischer Handlungsführung

 

Zu 6) 7. Juni 2010 – Brünhilds 2. Brautnacht in Worms: Umfunktionierung mythischer Heldenepikmotive + symbolische Kommunikation im ‚Nibelungenlied’

 

Zu 7) 14. Juni 2010 – Streit der Königinnen (Str. 834-850) - Peripetie der Haupthandlung?

 

Zu 8) 21. Juni 2010 – Ermordung Siegfrieds (Str. 978-998) – Christliche Remythisierung der Gestalt Siegfrieds?



Sieglinde Hartmann SS 2010 VL : Die Nibelungen und das “Nibelungenlied”

 

Handlungsstrukturen, Motive und Schauplätze im Vergleich:

Siegfried/Sigurd (anord.), Brünhild + Kriemhild (anord: Gudrun)

 

Ältere Edda

Snorris Prosa-Edda

Völsungensaga

Thidrekssaga

Nibelungenlied

Abstammung + Vorgeschichte:

Völsungengeschlecht (Stammvater: Gott Odin)

Völsungengeschlecht (Stammvater: Gott Odin)

Völsungengeschlecht (Stammvater: Gott Odin)

Königsgeschlecht von Tarlungaland = in Schwaben?

Königsgeschlecht von “Niederland” am Rhein

Eltern:

Vater: Siegmund, Mutter: namenlos

Vater: Siegmund, Mutter: Hjördis

Vater: Siegmund, Mutter: Hjördis

Vater: Siegmund, Mutter: Prinzessin Sisibe von Spani-

en

Vater: Siegmund, Mutter: Sieglinde,

Residenz: Xanten

Geburt, Jugend + Erziehung

Als Ziehsohn beim Schmied Regin, Ort: am Rhein

Als Ziehsohn des Schmieds Regin am Hof König Hjalpreks (= Hjördis 2. Gatte) in Dänemark

Am Hof König Hjalpreks (= Hjördis 2. Gatte) in Däne-

Mark mit Regin als Erzieher

Die unschuldig verstoßene Sisibe gebiert Sigurd im Wald, Aussetzung des Kindes im Glasgefäß; Errettung durch Hindin, Auffinden durch Schmied Mime, Erziehung zum Schmied

Königlich ritterliche Erziehung am Xantener Hof

1. Heldentat = Drachentöter

Tötung des Drachens Fafnir (=Regins Bruder) auf Gnitaheide

Tötung des Drachens Fafnir (=Regins Bruder) auf Gnitaheide

Tötung des Drachens Fafnir (=Regins Bruder) auf Heide

Tötung des Drachens (= Mimes Bruder) im Wald

Nur indirekt in Hagens Bericht er-

wähnt

2. Wunder = Drachenblut

Berührung mit Drachenblut beim Braten seines Herzens = Verständnis der Vogelsprache + Vogelweissagung

Berührung mit Drachenblut beim Braten seines Herzens = Verständnis der Vogelsprache + Vogelweissagung

Berührung mit Drachenblut beim Braten seines Herzens = Verständnis der Vogelsprache + Vogelweissagung

Berührung mit Brühe aus Drachenfleisch = Verständnis der Vogelsprache + Vogelweissagung + Erlangung einer Hornhaut durch Bestreichen mit Drachenblut

Nur indirekt in Hagens Bericht er-

wähnt :

Erlangung einer Hornhaut durch Bad im Drachen-

Blut; verwundbare Stelle durch Lindenblatt zwischen Schulterblättern

3. Heldentat = Erbeutung des Nibelungen-

horts

Nach Ermordung Regins, Erbeutung des Horts

Nach Ermordung Regins, Erbeutung des Horts

Nach Ermordung Regins, Erbeutung des Horts

 

NICHT DARGESTELLT

Nur indirekt in Hagens Bericht er-

wähnt :

Erbeutung des Nibelungenhorts durch Töten der Brüder Niflung + Schilbung

4. Heldentat = Erlösung Brünhilds (= Walküre, von Odin zur Strafe für Ungehor-

sam in Schlaf auf Berg/Burg gebannt)

S. überwindet Schildwall auf Berg Hindarfjall u. zerschneidet die Brünne der Sigrdrifa (= Name für Brünhild) + Variante im “Jüngeren Sigurdlied”: Brünhild = Schildmaid + Schwester des Hunnenkönigs Atli

S. reitet zum Haus auf Berg u. erweckt die Walküre Brünhild durch Zerschneiden der Brünne

S. reitet zum Berg Hindarfjall, südwärts im Frankenland, u. erweckt die Schildjungfrau + Königstochter Brünhild durch Zerschneiden der Brünne, sie schwören sich ewige Liebe + nach weiteren Abenteuern

 

2. Wiedersehen mit Br. + 2. Liebesschwur + Weissagung der Ehe mit Gudrun

S. reitet zu Brünhilds Burg, um Hengst Grane aus ihrem Gestüt zu holen

 

(Später heißt es, Sigurd + Brünhild hätten sich bereits bei ihrem 1. Treffen eidlich verbunden)

Nicht dargestellt, aber frühere Begegnung mit Brünhild stillschweigend vorausgesetzt

5. Station: Hof der Burgunden, Namen der Königsfamilie

Burgunden = Niflungen, Vater: Gjuki,Mutter: Grimhild; Söhne: Gunnar, Högni, Gotthorm, Schwester: Gudrun

Niflungen, Vater: Gjuki, Mutter: Grimhild; Kinder: Gunnar, Högni, Gudrun, Gudny; Gotthorm = Gjukis Stiefsohn

Niflungenhof, südlich am Rhein, Vater: Gjuki,Mutter: Grimhild; Kinder: Gunnar, Högni, Gutthorm, Gudrun

Mit König Thidrek ins Niflungenland, König: Gunnar, Brüder: Högni + Gernoz, Schwester: Grimhild; Resi-

denzstadt: Werniza

Burgunden in Worms am Rhein, Vater: Dankrat, Mutter: Uta; Kinder: Gun-

ther, Gernot, Gisel-

her, Kriemhild

6. Wunder: Vergessens-

trank

 

 

Königinmutter Grimhild löscht Erinnerung an Brünhild aus

 

7. Liebe zur burgundischen Prinzessin

Sigurd erhält Gudrun zur Frau

Sigurd erhält Gudrun zur Frau

Sigurd erhält Gudrun zur Frau aufgrund des Vergessenstranks

Sigurd erhält Grimhild zur Frau

Fernliebe zu Kriemhild von Anbeginn aufgrund ihres höf. Wesens, ihrer Schönheit + Tugend

8. Verhältnis zu König Gunther

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

“triuwe” - kein Eid

9. Verhältnis zu Hagen

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

Blutsbrüderschaft durch Treueschwur

 

 

10. Brautwerbung um Brünhild für Gunther, Erfolg durch Siegfrieds Täu-

schungsma-

növer

Sigurd überwindet Schildwall, erlöst Brünhild, vollzieht aber nicht das Beilager

Täuschungsmanöver: Gestaltentausch; Sigurd reitet für Gunnar durch Waberlohe, vollzieht nicht das Beilager, aber tauscht mit Brynhild Ringe (Andwaris Ring aus Nibelungenhort = Morgengabe für B.)

Täuschungsmanöver: Gestaltentausch; Sigurd reitet für Gunnar durch Waberlohe, vollzieht nicht das Beilager, aber tauscht mit Brynhild Ringe (Sigurd nimmt B. den Ring Andwaris + gibt ihr einen anderen Ring aus Nibelungenhort)

Brautwerbung um B. (= Königin der Stadt Seegard in Schwaben) für Günther durch Gespräch und Beratung mit den Königen Thidrek + Gunnar; Brünhild willigt schließlich ein

Brautwerbung um Königin Brünhild für Gunther, Siegfried täuscht B. mit Standeslüge + bezwingt sie im Wettkampf mithilfe des Tarnmantels

11. Ehe von Kriemhild und Siegfried

 

glücklich

2 Kinder: Sigmund + Svanhild

1 Kind: Svanhild

 

Glücklich: 1 Sohn: Gunther

12. Ehevollzug von Brünhild und Gunther nach Siegfrieds 2. Täuschungs-

manöver

Brünhilds Ehe = “Unheil”, von Nornen vorherbestimmt

 

Nach Brünhilds + Gunnars Hochzeit erinnert sich Sigurd an seine Liebesschwüre

Sigurd bezwingt Brünhild in der 2. Brautnacht mithilfe eines Kleidertauschs, entjungfert sie + Ringtausch

Siegfried bezwingt Brünhild in der 2. Brautnacht mithilfe der Tarnkappe, entwendet ihr Ring + Gürtel, entjung-

fert sie jedoch nicht

13. Brünhilds “nít”

Brünhild neidet Gudrun den Gatten, weil sie nur ihn liebt

 

 

NICHT DARGESTELLT

 

 

NICHT DARGESTELLT

 

 

 

NICHT DARGESTELLT

Brünhild unglücklich aus Neid auf Kriemhild + aus Verdacht, betrogen worden zu sein; daher hinterlistige Einla-

dung nach Worms

14. Zerwürfnis der Königinnen

 

Beim Haarewaschen im Fluss provoziert Brynhild Gudrun: Gunnar sei der kühnere Held, weil er die Waberlohe durchritten habe; Gudruns Antwort: Vorzeigen des Rings Andvaranaut als Beweis für Sigurd als B.”s Bezwinger

Beim Baden im Fluss provoziert Brynhild Gudrun: Gunnar sei der kühnere Held, weil er die Waberlohe durchritten; Gudruns Antwort: Vorzeigen des Rings als Beweis für Sigurd als B.”s Bezwinger; B. entdeckt den Betrug an ihr + an Sigurd

Brünhild provoziert Grimhild zum Rangstreit in der Königshalle, Grimhilds Antwort: Vorzeigen des Rings als Beweis dafür, dass Sigurd B.”s bezwungen + entjungfert hat

Brünhild provoziert Kriemhild zum Rangstreit auf der Treppe zum Wormser Münster; Kriemhilds Ant-

wort: Siegfried sei ihr Bezwinger gewesen, Vorzei-

gen von Ring + Gürtel als Beweise dafür, dass Siegfried B. entjungfert hat

15.Brünhild = Anstifterin zum Mord an Siegfried

Da sie Sigurd nicht haben kann, muss er sterben

Betrug an Brynhild = Motiv für S.”s Ermordung

Betrug an B. = Motiv für S.”s Ermordung

Rache für öffentliche Entehrung = Motiv für S.”s Ermordung

Rache für öffent-

liche Entehrung = Motiv für S.”s Ermordung

 

 

16. Ermordung des unbewaff-

neten Sieg-

frieds

a) Mörder

 

Ältere Edda

 

Anstifterin : Brünhild, ausführender Mörder: Gotthorm; Eidbrüchig: Gunnar; Högni widerrät, aber widersetzt sich nicht; daher alle 3 = Mörder

Prosa-Edda

 

Anstifterin : Brünhild, Ausführender Mörder: Gotthorm; Eidbrüchig: Gunnar + Högni = 3 Mörder

Völsungensaga

 

Anstifterin : Brünhild, Ausführender Mörder: Gotthorm; Eidbrüchig: Gunnar; Högni widerrät, aber widersetzt sich nicht; daher alle 3 = Mörder

Thidrekssaga

 

Anstifterin : Brünhild, Ausführender Mörder: Högni mit Gunnars Einverständnis

Nibelungenlied

 

Anstifterin : Brünhild, Ausführender Mörder: Hagen mit Gunthers Billigung

17. Siegfrieds Ermordung

b) Schauplatz

 

“südlich am Rhein” im Wald oder im Bett, Ed. A. Krause, S.354 + 357

Im Schlaf im Bett

 

Im Schlaf im Bett

 

Im Wald auf der Jagd bei einer Rast ersticht Högni den trinkenden Sigurd von hinten zwischen den Schulterblättern mit Sigurds Speer

Auf der Jagd auf einer bewaldeten Rheininsel vor dem Odenwald; bei der Rast ersticht Hagen den trinkenden Siegfried von hinten zwischen den Schulterblät-

tern mit dessen Speer

18. Brünhilds Ende

Freitod + Verbrennen mit Sigurds Leiche + “Helfahrt”

Freitod + Verbrennen mit Sigurds Leiche

Freitod + Verbrennen mit Sigurds Leiche

 

 

Nicht dargestellt

19. Kriemhilds Rache + Ende

Gudrun vermählt sich zum 2. Mal (mit Atli), Ende: Tod aller aus Rache für den Mord an ihren Brüdern

Gudrun vermählt sich zum 2. Mal (mit Atli), Ende: Tod aller aus Rache für den Mord an ihren Brüdern

Gudrun vermählt sich zum 2. Mal (mit Atli), Atli lädt Högni + Gunnar ein, aus Gier nach dem Hort + um seine Schwester (= Brynhild) zu rächen; Ende: Tod aller Hunnen, Gudrun überlebt + verheiratet sich zum 3. Mal (mit König Jonakr)

Gudrun vermählt sich zum 2. Mal (mit Atli), sie lädt Högni + Gunnar ein, um Sigurds Ermordung zu rächen; Ende: Tod aller Hunnen + Niflungen, Gudrun wird von Thidrek erschlagen

Kriemhild vermählt sich zum 2. Mal (mit Etzel), sie lädt ihre 3 Brüder + Hagen ein, um Siegfrieds Ermor-

dung zu rächen; Ende: Tod vieler Hunnen + aller Nibelungen, Kriemhild wird von Hildebrand in Stücke gehauen

 

Ältere Edda

Prosa-Edda

Völsungensaga

Thidrekssaga

Nibelungenlied

 

Zu 9) 28. Juni 2010 – Neue methodische Paradigmen und ihre Funktion für die Deutung des 2. Teils des ‚Nibelungenlieds’

 

Zu 10) 5. Juli 2010 – Der Untergang der Nibelungen: die Kontrahenten Hagen und Kriemhild und ihre Remythisierung im ‚Nibelungenlied’ und bei Richard Wagner